Haus in Hellerau

Haus in Hellerau

Das Wohnhaus am Sonnenhang befindet sich inmitten einer der ersten deutschen Gartenstädte: in der 1909 gegründeten, legendären Dresdner Siedlung Hellerau. Innerhalb dieses bedeutenden städtebaulichen Ensembles bildet es die Schnittstelle zwischen einer Reihe schlichter Holzhäuser aus den 1930er Jahren und der den Marktplatz einfassenden mehrgeschossigen Bebauung. Es bildet also den Abschluss der Mustersiedlung der Hellerauer Werkstätten zur Kaufhauszeile von Richard Riemerschmid am Markt.

Um volumetrisch die Proportionen der angrenzenden Holzhäuser zu wahren, wurde das Gebäude in ein massives, in den Geländeverlauf eingebettetes flaches Postamentgeschoss, und ein, die Typologie des einfachen Satteldachhauses zitierenden, aufgesetzten Holzkörpers aufgelöst. Mit diesem Kunstgriff gelingt es vom oberen, schmalen Erschließungsweg her, die größere Dimension des Raumprogramms zu kaschieren. In Form, Größe und Materialität harmoniert der Baukörper mit den benachbarten Holzbauten, ohne sie im Detail jedoch zu imitieren. Konstruktiv besteht das Haus aus vier mit hellem Lärchenholz beplankten Rahmenbindern, die einen stützenfreien Innenbereich gewähren. Der fein detaillierte Holzkörper, der die Strenge der Form aufrechterhält, wird durch die gleichförmig lineare Zeichnung der vertikalen Holzschalung geadelt.


Festspielhaus Hellerau

Festspielhaus Hellerau

Heinrich Tessenow schuf mit der Tanzschule Jaque Dalcroze 1911 ein klar raumbildendendes Ensemble aus Festspielhaus, Nebengebäuden und Pergolengängen. Trotz der augenscheinlich klaren typologischen und kompensatorischen Ordnung besitzt die gesamte Architektur wunderliche Elemente, die deren Entrücktheit ausmacht. Julius Posener unterstellte dieser Architektur „einen Charakter des Unerwarteten“, eine Harmonie, die sich eigentlich aus lauter sanften Disharmonien zusammensetzt. Nach jahrzehntelanger militärischer Nutzung soll das Gelände zu einem interdisziplinären Ort des Diskurses mit Veranstaltungsräumen, Gästezimmern, Seminar- und Übungsräumen entwickelt werden.

Die Weiterentwicklung der Gesamtanlage kann sich nicht an einer architektonischen Vision, auch nicht ausschließlich an der früheren Tessenowischen orientieren. Eine prozesshafte, langsame bauliche Transformation, mit offenen Nutzungen muss als Ziel einen wesentlichen Aspekt tessenowischer Architektur, eine Vielschichtigkeit ohne architektonische Aufgeregtheiten, in die Anlage zurückbringen. Die Gebäude werden gestaffelt nach ihrer baulichen Qualität mit minimalen oder größeren Eingriffen Defizite der militärischen Nutzungsphase ausgleichen, um den unterschiedlichen Raumansprüchen an Wohnen, Arbeiten und Kultur gerecht zu werden.


Discounter

Discounter

Verbrauchermärkte sind Gebäudetypen die heutzutage im Regelfall ohne Architekten errichtet werden. In Standardbaubeschreibungen legen die Discountbetreiber die Gestalt und die Organisation des Gebäudes bis hin zum kleinsten Detail fest. Eine Änderung ist eigentlich nur möglich, wenn die Bedingungen des Grundstückes eine Umsetzung der Standardlösung nicht ermöglichen bzw. wenn es städtebauliche Vorgaben gibt, die eine Anpassung der Standardplanung zwingend fordert.

Beim Projekt in Elsenfeld am Main lagen beide Gründe für eine Anpassung vor. Eine zweigeschossige Ausführung ist im rechtsgültigen Bebauungsplan festgeschrieben, da die Lage an einer ehemaligen Verladerampe aufgrund der topographischen Situation geboten ist. Der Bau nützt die Hanglage, indem die beiden Geschosse an den gegenüberliegenden Seiten nahezu ebenerdig erschlossen und völlig voneinander getrennt sind. Somit können jeweils Verkaufsflächen angeboten werden, die ebenerdig mit der jeweils davor liegenden Parkplatzanlagen verbunden sind. Charakteristisch ist die außenliegende Tragstruktur von Betonstützen und -bindern, die dem langgestreckten Bau eine markante senkrechte Untergliederung verleihen. Äußerlich vorherrschend ist der graublau eingefärbte Beton der Tragstruktur, der sich klar von der weiß verputzten Außenwand absetzt.


Kaufhauszeile in Hellerau

Kaufhauszeile in Hellerau

Mit der Kaufhauszeile am Markt fand die erste Phase der Bebauung in der Gartenstadt Hellerau 1911 ihren Abschluss. Ursprünglich plante Richard Riemerschmid den gesamten Marktplatz mit öffentlichen Einrichtungen, wobei letztendlich nur die Kaufhauszeile im Süden von ihm realisiert wurde. Städtebaulich nimmt sie eine Sonderstellung an der Schnittstelle von Kleinhausviertel, dem Fabrikgelände der Deutschen Werkstätten und der Zone für Wohlfahrtseinrichtungen innerhalb des Zonenplanes der Gartenstadt ein. Drei unterschiedlich ausgeprägte Gebäudeteile gliedern die etwa 90 Meter lange Zeile in eine Mittelzone und zwei Kopfbauten. Im Erdgeschoß befinden sich Ladenlokale, die zwei Obergeschosse werden als Wohnraum genutzt.

Das Sanierungskonzept umfasst die Modernisierung der Wohnungen und die Instandsetzung der gesamten Gebäudesubstanz mit Erneuerung der Haustechnik. Die Grundstruktur des Hauses, Gewerbe im Erdgeschoss und darüber zwei Etagen mit Wohnungen bleibt in der neuen Konzeption so erhalten, um die Eingriffe in die Substanz zu minimieren. In den Wohnungen werden Bäder integriert und die Grundrisse hinsichtlich der Besonnung leicht verändert. Die besondere Qualität einer Hoferschließung, nämlich die starke Verknüpfung von Etagenwohnungen und Freiraum wird mit einer kleinteiligen Gestaltung der Gartenanlage gestärkt.


Festspielgelände Hellerau

Festspielgelände Hellerau

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Festspielhaus in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden zum Treffpunkt der kulturellen Elite Europas, die hier Impulse aus unterschiedlichen Reformbewegungen aufgenommen und in gelebte Wirklichkeit umsetzten. Im Nationalsozialismus wurde das Festspielgelände für eine Polizeischule eingerichtet und durch kasernenähnliche Flügelbauten entstellt, die bis zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten von der Sowjetarmee weiter genutzt wurden. Erwartet wird nun ein integriertes Gesamtkonzept zur weiteren kulturellen und baulichen Entwicklung der Gartenstadt Hellerau im Allgemeinen und insbesondere zur Weiterentwicklung im Bereich des Festspielhaus-Ensembles.

Der Entwurf entwickelt aus dem Grundgedanken einer Gartenstadt bauliche Entwicklungsflächen, die zur Arrondierung der Siedlung klare bauliche Ränder zum angrenzenden Landschaftsraum definiert. Diese werden mit unterschiedlichen Wohnungstypologien auf parzelliertem Grund in vernetzten Grünräumen entwickelt. Auf dem eigentlichen Festspielgelände wird ein neues Akademiegebäude vorgeschlagen, dass das Areal Richtung Norden erweitert und einen neuen Zugang von der Boltenhager Straße ermöglicht. Ein abgesenkter Gartenhof mit terrassierten Ebenen gestaltet einen neuen Anstieg zum Festspielhaus von Heinrich Tessenow.


Jugendherberge

Jugendherberge

Radebeul ist ein traditionsreicher Weinanbaustandort vor den Toren der Landeshauptstadt Dresden. Eng verbunden damit ist eine Vielzahl noch vorhandener Winzerhöfe, Berg- und Lusthäuser. Das Grundstück befindet sich in einer Seitenstraße direkt am Haltepunkt Radebeul-Weintraube der S-Bahn Richtung Meißen.

Der Entwurf ist städtebaulich eine konsequente Weiterführung der typischen Villenbebauung, die auch prägend für den Ort der zukünftigen Jugendherberge in Radebeul ist. Die großmaßstäblichen Gebäude für die Gemeinschaftsfunktionen und die vorhandene Umfassungsmauer definieren einerseits einen geschützten, parkähnlichen Freibereich, und andererseits einen eindeutigen, räumlich erkennbaren Zugang vom Bahnhof aus. Die im Garten vorgeschlagene gleichartige Pavillonbebauung der Bettenhäuser schafft mit den großkronigen Baumbeständen den Charakter einer bewohnten Gartenanlage. Es entstehen mehrere kleine intime Höfe für die Jugendherbergsgäste und eine gleichmäßige Bebauungsdichte auf dem Gesamtgrundstück. Die Aufteilung der Schlafräume auf mehrere kleiner Einheiten hat zur Folge, dass diese jahreszeitabhängig mit unterschiedlicher Intensität belegt werden können und so leistet das bauliche Konzept einen Beitrag zur wirtschaftlichen Betreibung der Jugendherberge in Radebeul.


Wohnhaus R/Y

Wohnhaus R/Y

In einer ländlichen Region in Süddeutschland, am Ortsrand neben einem Bachlauf gelegen, entstand das Haus R/Y aus einem leer stehenden, ungenutzten Lagergebäude. Das ursprüngliche Nebengebäude eines Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren durfte aufgrund der planungsrechtlichen Festsetzungen in seiner äußeren Kubatur nicht verändert werden. In dem vorgefunden Gebäudevolumen soll eine großzügige Wohnung für eine kleine Familie entstehen.

Ziel des Entwurfes ist die Verbindung zwischen Innen und Außen, zwischen Wohnung, Garten und angrenzender Weinberglandschaft zu stärken. Ähnlich wie ein großformatiges Gemälde lässt ein langgestrecktes, horizontales Fenster den Landschaftsraum zum Bestandteil des Wohnraumes werden. Dieser grenzt an der gegenüberliegenden, nach Westen orientierten Raumseite direkt an die Gartenterrasse an. Raumhöhe und lamellierte Holzfaltelemente ermöglichen einen variierten Sonnenlichteinfall und schützen das Innere des Hauses vor unerwünschten Einblicken. Die Innenraumgestaltung wird von einer leicht gebogenen Wand aus vermauerten Betonwerksteinen dominiert. Diese grenzt die individuellen Schlafräume von den offenen gestalteten Wohn- und Erschließungsräumen ab und setzt sich als Gartenmauer im Außenraum fort.


Kur- und Kongreßhalle

Kur- und Kongreßhalle

Bad Windsheim, eine Kleinstadt im Mittelfränkischen westlich von Nürnberg gelegen, zeichnet sich durch seine ländliche Prägung und durch seinen Status als Kurort (Krönungsquellen) aus. Nördlich der Altstadt gelegen, direkt neben dem landschaftlich reizvollen Kurpark soll ein neues Kur- und Kongresszentrum entstehen, welches Veranstaltungsräumen, ein Hotel, mehrere Restaurants und verschiedene administrative Räumlichkeiten beherbergen soll.

Wesentlicher Grundgedanke des Entwurfes ist die Schaffung einer markanten Eingangssituation an einer Hauptzufahrt zum Zentrum von Bad Windsheim. Durch die Konzentration der geplanten Baumasse im südlichen Teil des Grundstückes entsteht dort ein Baukörper, der von der Bundesstraße aus deutlich wahrnehmbar ist. Durch die städtebauliche Setzung ist es weiter möglich, die Grünspange entlang der Kühlsheimer Straße in ihrer weitläufigen Ausdehnung zu erhalten; und den Kurpark mit Kur- und Kongresszentrum mit dem Freibad räumlich zu verknüpfen.